Zentrumsentwicklung Projektphase 3: Durch Partizipation zu neuen Ideen

Zum Abschluss der Projektphase 3 der Zentrumsentwicklung blicken Franz Zemp (FZ), Gemeindepräsident, und Roland Bühler (RB), Gemeinderat, auf die Arbeit der Projektphase 3 der Zentrumsentwicklung zurück. Zemp wie Bühler geben im Interview als Mitglieder der Projektsteuerung Zentrumsentwicklung Phase 3 auch Auskunft über die Fortführung des Projektes im Jahr 2020.

Welches sind die überraschendsten Ergebnisse der Projekphase 3 der Zentrumsentwicklung Buttisholz? Welches Resultat freut Sie persönlich besonders und warum?

FZ: Ich freue mich sehr über die vielen kreativen Ideen, die in der kurzen Projektzeit von rund zehn Monaten entstanden sind. Besonders gefreut hat mich der grosse Einsatz in den drei Arbeitsgruppen. Gerne nutze ich die Gelegenheit allen Involvierten herzlich für ihr grosses Engagement zu danken. Sie haben mit ihrem Einsatz gezeigt, dass ihnen die Weiterentwicklung des Dorfes gesellschaftlich und baulich sehr wichtig ist.

RB: Zu Beginn der Projektphase 3 kannten wir lediglich die Zielsetzung und die Zeitdauer des eingereichten NRP-Projektes. Der Projektweg dahin war damals noch unklar und wenig fassbar. Ich freue mich ebenfalls sehr, wie gut und mit welchem Elan die einzelnen Arbeitsgruppen ihre Arbeit aufgenommen und das definierte Ziel mit dem vorliegenden Abschlussbericht erreicht haben. Dies natürlich auch unter der kompetenten Begleitung der gesamten Projektleitung, welche uns einen wertvollen Abschlussbericht erarbeitet hat.

Die aktuelle Projektarbeit zielte auf Weiterentwicklung des Zentrums mittels Dorfidee «Dorf der Kreisläufe». Konnte das ambitionierte Ziel erreicht werden?

FZ: Die Zielsetzung war für viele sehr abstrakt, insbesondere die gewählten Begrifflichkeiten aus der Phase 2 lösten etliche Unklarheiten aus. Es ging uns in erster Linie darum, uns ernsthafte Gedanken zu machen, wie das Dorfzentrum kurz-, mittel- und langfristig belebt und vor dem Dornröschenschlaf gerettet werden kann.

RB: Ich war beim Projektstart unsicher, wie wir das Ziel «Dorf der Kreisläufe» erreichen können. Auch mir war unklar, was wir darunter zu verstehen haben. Meiner Ansicht nach befinden wir uns nach Vorliegen des Abschlussberichtes der Projektphase 3 noch immer auf dem Weg, um das ambitionierte Ziel mit Abschluss der nächsten und letzten Projektphase 4 zu erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Weg als Entwicklungsprozess zu verstehen ist, der mit unserem Projekt angestossen wurde, jedoch auch künftig mit der Entwicklung und Ergänzung neuer Ideen weitergehen muss.

Auch wurden im Projekt die Nutzungspotenziale und entsprechende Nutzungsstrategien erarbeitet. Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse?

RB: Ich begrüsse es sehr, dass wir bei Projektende den Mut hatten, die Projektergebnisse nochmals zu hinterfragen und Korrekturen wie z.B. die Einbindung von Dorf Süd in die Gesamtstrategie anzubringen. Für mich ist die wichtigste Erkenntnis, dass der Abschlussbericht diverse Klärungsfragen identifiziert hat. So z.B. müssen wir uns im Gemeinderat nochmals weitere Gedanken über den motorisierten und öffentlichen Verkehr, den Dorfplatz und die vorgeschlagenen Nutzungen im Dorfzentrum machen. Auch wichtig ist mir, dass wir vor der konkreten Definierung der Nutzungen nochmals weitere Gespräche mit den Direktbetroffenen führen. Besonders unterstütze ich den Mut zu einem Provisorium auf dem Dorfplatz – eine Idee, die jederzeit gestoppt oder durch weitere Ideen ersetzt und ergänzt werden kann. So entstehen aus ursprünglichen Ideen und Versuchen konkrete Nutzungen für die Zukunft.

FZ: Anfangs Dezember 2019 haben die drei Arbeitsgruppen an einer Abschlussveranstaltung ihre Projektergebnisse im Beisein der Projektleitung und Steuergruppe vorgestellt. Gestützt darauf wird anfangs 2020 der Abschlussbericht fertig gestellt. Der Gemeinderat wird die Ergebnisse aufmerksam studieren und daraus das weitere Vorgehen ableiten.

Die Zentrumsentwicklung Phase 3 wurde partizipativ unter Einbezug der lokalen Akteure erarbeitet. Wie fällt die Bilanz des Partizipationsprozesses aus?

FZ: Es war dem Gemeinderat sehr wichtig, die zukünftige Entwicklung des Dorfzentrums bei der Bevölkerung und weiteren Anspruchsgruppen möglichst breit abzustützen. Die Projektarbeit der Phase 3 hat gezeigt, dass ein Partizipationsprozess sehr viel Zeit benötigt. Da der Zeitplan sehr eng war, konnten die Arbeiten in den drei Arbeitsgruppen nicht mehr vertiefter konkretisiert werden, was teilweise zu Verunsicherungen und Unklarheiten führten.

RB: Die drei Arbeitsgruppen haben viel Zeit und Engagement aufgewendet. Ich bin über die vielen tollen Umsetzungsideen sehr erfreut. Es war eine sehr grosse Herausforderung und ein enormer Anspruch, in lediglich vier Sitzungen der Arbeitsgruppen Resultate mit hohem Konkretisierungsgrad zu erreichen. Meiner Ansicht nach haben die drei Arbeitsgruppen sehr gute Resultate erzielt – dies unter der Vorgabe, dass die Arbeitsgruppen bewusst sehr heterogen zusammengesetzt wurden, um ein möglichst breites Ideenspektrum zu ermöglichen.

Partizipation bewährt sich in der Gemeindeentwicklung, führt aber oft zur Forderung nach mehr Information, mehr Kommunikation und mehr Transparenz. Wie ging die Gemeinde mit dieser Gratwanderung um?

FZ: Dies ist die Hauptherausforderung bei partizipativen Prozessen. Jeder Akteur und jedes Mitglied der Arbeitsgruppen haben unterschiedliche Erwartungshaltungen und Vorstellungen, welche in den Prozess einfliessen sollen. Zudem wird für die Klärung der Ausgangslage inkl. Analyse der Bedürfnisse viel Zeit für die Sensibilisierung und Information benötigt. Partizipation braucht insbesondere den Mut, auch Lücken zuzulassen.

RB: Information, Kommunikation und Transparenz wurden in der Projektarbeit sehr stark gewichtet. Uns war bewusst, dass Partizipation das Informationsbedürfnis verstärken wird. Dies war tatsächlich eine grosse Herausforderung. Uns war es sehr wichtig, dass wir die Kreativität der Arbeitsgruppen nicht zu früh im Projektprozess einschränken. Auch zeigt sich, wie anspruchsvoll es ist, über ein komplexes und strategisch wichtiges Projekt klar zu kommunizieren. Wir haben uns ab Start der Projektphase 3 für eine sachliche statt politische Projektkommunikation entschieden. Es zeigt sich rückblickend, dass für nicht direkt im Projekt involvierte Personen die sachliche Projektkommunikation herausfordernd war.

Was hat die Projektphase 3 in der Bevölkerung und in den lokalen Parteien einerseits sowie in der Gemeinde als Behörde andererseits ausgelöst?

FZ: Erst spät im Projektverlauf kamen wichtige materielle und vor allem strategische Diskussionen auf. Dies war sehr wertvoll, führte aber dazu, dass diese Inputs durch die Arbeitsgruppen nicht mehr aufgenommen werden konnten. Wir haben uns als Behörde diesbezüglich bewusst stark zurückgehalten, was leider nicht von allen Akteuren und Beteiligten verstanden wurde. Es ging uns ja darum, durch die Teilnehmenden in den Arbeitsgruppen wertvolle Inputs und möglichst konkrete Ideen für die weitere Entwicklung des Dorfzentrums zu erhalten.

RB: Die ausgelösten Diskussionen stellen den Mehrwert des Projektes dar. Nur so entstehen weitere Ideen und das Projekt bleibt in Bewegung, was in der aktuellen Projektphase der Zentrumsentwicklung sehr wichtig ist. Wir müssen als Behörde bestrebt sein, dass das Projekt nicht stagniert, sondern aktiv weiterbearbeitet wird. Für mich ist es erstaunlich, dass die Diskussionen über das geplante Projekt «Holzsteg auf dem Hirschenplatz» terminlich sehr spät, aber umso heftiger, geführt wurden. Ich bedaure es für die Arbeitsgruppe sehr, dass ihre Idee aktuell (noch) nicht umgesetzt wird. Positiv ist, dass die Nichtumsetzung der ursprünglichen Idee zu neuen Ideen führen kann.

Mit der Phase 3 wollte die Gemeinde die Innenentwicklung aktivieren. Es hat sich gezeigt, dass Innenentwicklung als das Gestalten von Veränderung und Wandel zu verstehen ist. Welches sind die Lehren der Gemeinde aus dem Prozess?

FZ: Veränderungen werden durch die Gesellschaft geprägt, sind unaufhaltsam und gehören zu unserem Leben. Wandel und Veränderungen lösen bei vielen Menschen Ängste und Vorbehalte aus. Für mich ist es wichtig, diese Ängste und Vorbehalte ernst zu nehmen und den Leuten immer wieder zu erklären, was wir mit der Entwicklung des Dorfzentrums anstreben. Gerade die 3. Projektphase bot uns eine gute Gelegenheit die Innenentwicklung Richtung Zielgerade zu lenken.

RB: Unser Projekt zeigt, wie schwierig es ist, bestehende Strukturen zu verändern, wenn kurzfristig kein offensichtlicher Nutzen oder Mehrwert zu erkennen ist. Veränderungen bedeuten immer, die Komfortzone zu verlassen und sich der Kritik auszustellen. Für mich ist es falsch, in der Komfortzone zu stagnieren und auf eine notwendige Veränderung zu hoffen oder erst zu reagieren, wenn die Entwicklung negativ ist. Mit einer reagierenden Haltung sind wir immer zeitlich im Rückstand. Mein Fazit lautet: Wir müssen frühzeitig säen, das Gedeihen der Ernte benötigt aber viel Zeit. Damit wir in der Bevölkerung eine Akzeptanz für die Weiterentwicklung und die Veränderung bzw. den Fortschritt gewährleisten können, müssen wir es langsam gedeihen lassen.

Wie geht es mit den Projektergebnissen weiter, welches sind die weiteren Schritte im Hinblick auf die Phase 4 der Zentrumsentwicklung?

FZ: Der Gemeinderat wird anfangs Jahr den Abschlussbericht der Projektphase 3 beraten und die weiteren Projektschritte festlegen. Am 29. Februar 2020 sollen die Ergebnisse der Projektphase 3 der Öffentlichkeit und allen Interessierten präsentiert werden. Dann braucht es eine Denkpause und weitere Gespräche, bevor die nächsten Schritte auch wirklich eingeleitet werden können. Wir wollen im Hinblick auf die nachfolgende Testplanung und den Bebauungsplan ein möglichst geschärftes Bild erhalten. Damit ist noch nichts gebaut, aber wir schaffen damit die unabdingbare Planungssicherheit für nachfolgende konkrete Umsetzungsprojekte. Das lahmende Hirschengeschäft hat die Notwendigkeit klar aufgezeigt und bestätigt.

RB: Als erste konkrete Idee soll die Einführung eines digitalen Dorfplatzes umgesetzt werden. Mit dieser digitalen Plattform wollen wir seitens Gemeinde künftig zusätzliche Möglichkeiten für die Kommunikation von Bevölkerung, Dienstleistern und Vereinen/Organisationen in Buttisholz schaffen. Ich bin sehr davon überzeugt, dass die Umsetzung des digitalen Dorfplatzes für unsere Gemeinde ein Erfolg werden wird.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Neue Regionalpolitik

Mit der Neuen Regionalpolitik NRP unterstützen Bund und Kantone das Berggebiet, den weiteren ländlichen Raum und die Grenzregionen bei der Bewältigung des Strukturwandels. Als Programm der Standortförderung unterstützt die NRP Initiativen, Programme und Projekte, die das Unternehmertum fördern, die Innovationsfähigkeit der KMU sowie die regionale Wertschöpfung steigern und auf diese Weise die Wettbewerbsfähigkeit dieser Räume nachhaltig erhöhen. Damit leistet die NRP einen wichtigen Beitrag zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen in den Zielgebieten. Indirekt trägt die NRP dazu bei, die dezentrale Besiedlung in der Schweiz zu erhalten und regionale Disparitäten abzubauen (vgl. www.regiosuisse.ch).

Die Projektphase 3 des Projektes «Zentrumsentwicklung Buttisholz» wird mit finanziellen Fördermitteln des Bundes mitunterstützt. NRP stärkt die wirtschaftlichen Aktivitäten im Dorfkern bzw. die Standortattraktivität von Buttisholz. Die NRP-Mitfinanzierung ist auf das Jahr 2019 beschränkt.

Text und Bild

Roger Brunner, CycloConsulting GmbH, Oberkirch, Gesamtprojektleitung Stv.

 

Auskünfte:

Franz Zemp, Gemeindepräsident Buttisholz,
Tel. 041 928 01 51 und 079 643 76 81, franz.zemp@buttisholz.ch

Reto Helfenstein, Geschäftsführer und Gemeindeschreiber
Tel. 041 929 60 71, reto.helfenstein@buttisholz.ch